Der Leuchtturm von Lindesnes markiert den südlichsten Punkt Norwegens und liegt etwas abseits der E39 von Kristiansand nach Stavanger auf einer felsigen Landzunge in der Nordsee. Wer bis zum Leuchtturm hinauf will, muss ca. 100 enorm steile grob betonierte Stufen überwinden.
Der Wegweiser an der Einfahrt zeigt 2518 Straßenkilometer zum Nordkapp an. Luftlinie sind es nur 1700 km. (Bis nach Nizza an der Côte d’Azur sind es von hier übrigens 1600 km Luftline und 2200 Straßenkilometer.)
Nach einem wenige Kilometer langen Neubauabschnitt, den unser Navigationssystem noch nicht kennt, führt die schmale E39 von Kristiansand nach Stavanger 200 km lang durch eine Wildnis mit steinigen Hügeln, die einen erahnen lassen, wie die alten Norweger auf die Idee kommen konnten, dass hier Trolle unter der Erde schlafen.
Endlich kommen wir nach Stavanger und auf die Fähre über den Boknafjord, den ersten großen Fjord auf der Reise. Hier entsteht bis 2029 der tiefste und längste Untersee-Straßentunnel der Welt.
Die zweite Fährpassage führt kurz danach über den Selbjørnsfjord, durch eine Meerenge und über den Bjørnafjord bis kurz vor Bergen. Nach dieser kleinen Fjordkreuzfahrt von 40 Minuten legt die Fähre in Halhjem an. Von hier aus sind es nur noch 30 Minuten bis Bergen.
Ein erster Rundgang im Zentrum von Bergen unter einem wolkigen Himmel endet bald mit strömendem Regen für den Rest des Tages. Unser gedruckter Reiseführer meint, die vom Wetter schwer geprüften Bergener hätten sechs Wörter für starken Regen und vier Wörter für Nieselregen. Leider teilen wir diese Begeisterung nicht und statt durchzuzählen, wieviele Worte es im Deutschen dafür gibt, verbringen wir den Nachmittag im Aquarium an der Spitze der Halbinsel Nordnes mit Axolotls und anderen wilden Tieren.
Dieser Beitrag stammt aus einer Reihe von Artikeln über unsere Reise nach Norwegen im Frühsommer 2023. Wenn ihr gerne mitgelesen habt, oder Fragen habt, lasst mir gern bei Mastodon oder Instagram einen Like oder Kommentar da.
Lange Zeit haben wir eine Reise in ein anderes europäisches nicht-EU-Land geplant, aber schließlich werfen wir – mal wieder – kurzfristig unsere Planung über den Haufen und entschließen uns noch einmal für Norwegen. Diesmal werden wir Bergen und seine Umgebung erkunden, und wollen aufgrund der völlig anderen Lage nicht den Landweg über Schweden wählen, sondern von Dänemark mit der Fähre über Kristiansand fahren.
Einige winzige Details haben sich gegenüber dem letzten Jahr geändert:
Der BroBizz gilt in Norwegen nicht mehr, ist nur noch für die dänischen Brücken geeignet und kann zuhause bleiben.
Maut wird auf Kennzeichenbasis direkt vom norwegischen Autopass-System in Rechnung gestellt. Hier kann man sein Auto vorab als Elektroauto registrieren.
Fjordfähren werden auf Kennzeichenbasis über FerryPay bezahlt, oder direkt am Terminal per Kreditkarte.
Wir haben uns einen knappen Zeitplan verpasst, starten mitten in der Nacht um 03:00 und fahren in den Sonnenaufgang. Um 15:30 wollen wir auf der Fähre im 1000 km entfernten Hirtshals sein.
Diese erste Etappe der Reise, die uns am meisten Kopfzerbrechen bereitet hat, meistern wir genau nach Plan: Mit einem komfortablem Zeitpuffer kommen wir am Fährterminal in Hirtshals an und können ohne jeden Stress einchecken. Mit 50000 PS und fast 70 km/h bringt uns die Katamaranfähre „Fjord FSTR“ in 2 Stunden übers Skagerrak. Ein wilder Ritt: Trotz ruhiger See schwappt der Kaffee aufgeregt in der Tasse herum und das Geschirr auf dem Tisch wandert pausenlos umher.
Pünktlich kommen wir am frühen Abend in Kristiansand an. Von hier werden wir am nächsten Tag die zweite Etappe unserer Reise nach Bergen antreten.
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Auf der neu eröffneten Runde von unangenehmen Orten, wo ich als Kind mal zur Kur musste, geht es heute nach Büsum.
570 km sind, wenn man mit dem Elektroauto am Nordmeer war, natürlich keine ernstzunehmende Herausforderung. Rechnerisch ginge das mit einem einzigen mal Zwischenladen, etwa bei Fastned Hildesheim. Wir bleiben aber mal wieder unserem Vertragstarif bei Ionity treu und planen die schon gut bekannten Ladestopps Harz Ost und Lüneburger Heide ein. Nach dem ersten Laden von 20% auf 100% laden wir beim zweiten Stop nur 7 Minuten lang 18 kWh bei, um unser Ziel punktgenau erreichen zu können. Nach einer Reise von etwas weniger als 7 Stunden kommen wir in Büsum an.
Ionity HarzBlick aufs WattenmeerBüsumBüsum
Auf dem Gelände des mir in eher finsterer Erinnerung gebliebenen Büsumer Kurmittelhauses steht heute ein verflixt großes Hotel, in dem man sich mit Schwimmbadanschluss, 3 Restaurants, 2 Bars, Friseursalon und diversen Läden beinahe ein wenig wie in einer eigenen Welt fühlt. Hier beziehen wir ein tolles Eckzimmer, das, besser als erwartet, nicht nur Blick auf den Hafen, sondern auch auf den Büsumer Leuchtturm bietet. Aus dem Deichgeschoss, zwei Stockwerke über der Rezeption am Hafen, tritt man heraus und steht mit wenigen Schritten im Novemberwind auf der Deichkrone.
Samstag
Über Nacht konnten wir unser Auto in der Hotelgarage kostenlos laden. Nach einem kurzen und extrem windigen Spaziergang am Deich unternehmen wir einen Ausflug zur Seehundstation in Friedrichskoog. Gewaltige Sensationen kann man hier nicht erwarten, und umso entspannter lassen wir uns von der Gleichgültigkeit anstecken, mit der die Seehunde und Robben rücklings durchs Becken gleiten, den Kopf herausstecken und in die Sonne blinzeln.
Zurück in Büsum schlendern wir durch die Innenstadt, die an diesem Novembertag randvoll ist. Wir können uns ausmalen, welcher Betrieb hier an schönen Sommertagen herrschen muss.
Nach Fischbrötchen aus der zum Hotel gehörenden „Hafenkantine“, Waffeln und Kaffee, und einem ausgezeichneten Abendessen im Restaurant „Landgang“ endet der Tag auch schon.
Sonntag
Unglaublich starker Wind und Nieselregen peitschen bei trübem Wetter über den Deich hinweg. Der morgendliche Fotospaziergang fällt zugunsten eines vorgezogenen und ausgiebigen Sonntagsfrühstücks aus.
BüsumBlick nach Mittelplate
Mit noch 75% Ladestand im Akku treten wir entspannt die Fahrt nach Süden an. Leider stehen wir sowohl vor dem Elbtunnel als auch noch ein weiteres mal hinter Hamburg ausgiebig im Stau. Während des Mittagessens laden wir bei Ionity Lüneburger Heide auf ca. 95% und später in Lutterberg bei einer Tasse Kaffee noch einmal auf ca. 80%. Nach 7,5 Stunden Fahrt sind wir wieder zuhause.
Naja, es geht. Bertha Benz ist zu ihrer Reise 1888 aufgebrochen, ohne dass es eine einzige Tankstelle gab, und heute glauben alle, dass die Infrastruktur schon immer verfügbar war. So ganz dem, was ich mir vorgestellt habe, als ich vor 2 Jahren ein Auto bestellt habe, das in 20 Minuten von 0 auf 80% laden kann, entspricht das aber natürlich nicht.
Das störende am Ladestau spielt sich auf einer Ebene ab, die sich gar nicht so unmittelbar erschließt, wenn man die Situation nicht selbst erlebt hat. Das Problem sind nicht ganz so sehr die 5-20 Minuten Ladestau selbst, sondern dass der entspannte Pausencharakter des Ladestopps komplett verpfuscht wird. Man selbst will ja seinen Platz in der Schlange behalten, und die Insassen rennen schonmal vorab aufs WC. Zum anderen erwarten die nach einem selbst wartenden, dass man so früh wie möglich bedarfsgerecht wieder abstöpselt. Asymptotisches Laden mit sinkender Leistung bis auf 100% fällt auf jeden Fall flach, außer man geht sehr abgebrüht an die Sache dran.
Es muss muss noch viel Energie in den Ausbau der Schnellladeinfrastruktur gesteckt werden. Nicht bestückte Ladesäulenfundamente, wie sie an nahezu jedem Ionity-Standort zu finden sind, sind eher Mahnung als Verheißung.
Warum dann immer wieder Ionity?
Weil wir Vertragskunden sind, die bei Ionity in Deutschland für 31 ct/kWh laden. In Norwegen sind es sogar nur 18 ct/kWh. Da kommt schon bei einmal Laden einiges an Ersparnis zusammen. In der Nähe der Ferienwohnung haben wir an einem Lader des Anbieters Mer geladen.
Wie oft musstet ihr laden?
Laden müssen, laden wollen, sich aus Kostengründen ans Netzwerk eines bestimmten Anbieters zu halten, das sind verschiedene Paar Schuhe, die genau auseinandergehalten werden wollen. Wer das Shell V-Power-Abo hat, wird schließlich auch lieber den viertelvollen Tank an der nächsten Shell auffüllen, als leer zur Aral zu rollen und mehr zu bezahlen.
Auf der Hinfahrt hatte ich noch den Plan, detailliert alle Ladevorgänge aufzuschreiben, aber nach 1800 km bis zur Ferienwohnung war klar, dass sich auch schriftlich nichts anderes herausdokumentieren lassen würde, als der gute alte Alltagsbetrieb mit 22-23 kWh/100km. Hier das Google-Spreadsheet mit den Daten bis dahin.
Wie lief es mit dem AC-Laden?
AC laden war das nicht das wahre, denn die Wallboxen der Hotels erwarteten grundsätzlich die Freischaltung mit einer exotischen lokalen App. Wer weiß, dass ich bereits äußerst ungern das AC-Kabel auspacke, kann erahnen, wieviel Lust ich habe, mich für ein einziges mal Laden auch noch zu registrieren, und dann am Ende womöglich spät nochmal raus zu müssen um die gefürchteten Blockiergebühren abzuwenden.
An der Ferienwohnung hatten die Vermieter angeboten, etwas mit Schuko zu improvisieren, aber die damit erzielbaren 2,3 kW Ladeleistung wären schlicht und einfach nicht genug gewesen um vom Abend bis zum nächsten Morgen bereit für den nächsten Tagesausflug zu sein.
Wir haben somit auf der ganzen Reise ausschließlich DC geladen.
Wie habt ihr das Laden im Ausland bezahlt?
Als Ionity-Vertragskunde natürlich an Ionity mit der E-Tron-Karte von Audi. An der Mer-Säule hinter der Ferienwohnung habe ich mit der App von Mer Norge bezahlt, die in der Zeitkomponente deutlich günstiger war, als das Roaming im Audi-Tarif.
Mit welcher App habt ihr die Ladeplanung gemacht?
Mit überhaupt keiner. Alle potenziell relevanten Ladestandorte habe ich bei der Vorbereitung der Reise als Favoriten im Navigationssystem angelegt, Diese sind wir dann anhand der Reichweitenanzeige angefahren.
Die Probleme mit automatischer Routenplanung sind vielfältig, angefangen bei der programmatisch strikten Einhaltung von Ladeständen, die das Auto bei der Ankunft haben soll (man gibt etwa vor, dass man minimal auf 10% runterfahren will, dann wird der Planer die beste Lademöglichkeit nicht berücksichtigen, wenn sie nur mit 9,5% erreicht werden kann), bis hin zur fehlenden Unterscheidungskraft zwischen zuverlässigen Autobahnladern und hinter verschlossenen Türen stehenden Autohaus- und Supermarktladern.
Wie war das mit dem Typ-2-Kabel an Ionity?
An der Raststätte Buddikate Ost hatte ein Volvo-Hybridfahrer einen Ionity-Ladeplatz belegt und zum Schein sein Typ-2-Ladekabel für die Wallbox ins Steckerprofil des CCS2-Steckers der Säule gesteckt. Nur fehlen da dann eben alle stromführenden Kontakte und die Steckverbindung wird nur vorgetäuscht.
(Quelle: Wikipedia)
Ich persönlich hätte seinen Verbrennerbums quer zugeparkt und das DC-Kabel stramm an mein Auto gezogen, aber der junge Mann aus Schweden, der mit seinem Kia EV6 von der Aktion unmittelbar betroffen war, wollte sich von mir nicht ganz so radikalisieren lassen. 🤷
Streckenplanung
Da uns der Gedanke zu stressig erschien, die nur 2x am Tag fahrende Fähre ab Hirtshals punktgenau ansteuern zu müssen, sind wir über Fehmarn gefahren mit jeweils 2 Übernachtungen:
Zuhause – Puttgarden/Rødby – Übernachtung Malmö – Übernachtung Oslo – Åndalsnes
Die Motivation war gewesen, die Fahrzeit pro Etappe in Grenzen zu halten und vielleicht ein wenig von den jeweiligen Zwischenstationen zu sehen. Leider waren die Hotel-Checkins und Checkouts mit der ganzen Familie, jeweils mit großem Gepäck für zwei Wochen unterm Arm, Fotoausrüstung und Laptop, die man nicht im Auto lassen will, so nervig, dass ich, wenn ich erneut die Wahl hätte, mit nur einem Stopp, etwa in Göteborg, planen würde.
Maut und Gedöns
Alle Mautgebühren und Fähren haben wir über das dänische System von Brobizz bezahlt. Bei Brobizz hatten wir die Zulassungsbescheinigung unseres Audi E-Tron eingereicht, so dass für die City-Maut Oslo der reduzierte Tarif für Elektroautos angefallen ist. Die Fährpassagen tauchten immer einen Tag nach dem Abfotografieren des Nummernschilds durch das Fährpersonal auf der Abrechnung auf. Ich glaube, dass der hardwaremäßige Transponder, der eigentliche sogenannte Bizz, komplett optional ist, wenn man das Kennzeichen hinterlegt hat, aber wir alle lieben ja schließlich kleine piepsende Boxen.
Besonders hervorzuheben wäre hier noch der Service der Öresundbrücke, der einen größeren Bedienfehler meinerseits unbürokratisch berichtigt und mir 80 zuviel bezahlte Euro zurückerstattet hat. Fragen kostet nix.
Warum soviel Auto?
Weil ein Familienmitglied gehbehindert ist.
Wie war das Wetter?
Ziemlich kalt, an den besten Tagen kaum über 20 Grad, was etwas surreal war, da wir aus einem 40 Grad heißen deutschen Sommer kamen. Die Shorts kamen kein einziges mal zum Einsatz, und im T-Shirt habe ich stellenweise erbärmlich gefroren, speziell bei unserer spontanen Fahrt mit der Seilbahn, auf der ich keine Jacke dabei hatte. Im Sommer würde ich also auf jeden Fall empfehlen, irgendwas mit langen Ärmeln und eine wind- und wasserdichte Jacke als Backup dabei zu haben.
Bilder von norwegischen Badestränden nehmen eine vollkommen neue Bedeutung an, wenn man einmal bei Sonnenschein und mickrigen 17 Grad am gut besetzten Badestrand vorbeigekommen ist.
Wie habt ihr euch in den skandinavischen Ländern verständigt?
Es ist mir fast ein wenig peinlich, aber ich habe kein einziges Wort in einer der Landessprachen gesprochen. Kein Guten Tag (naja, Hej/Hei geht immer), kein Bitte, kein Danke. In Dombås am Ladekreisel kannst du selbst die ältere Dame vom Grillimbiss auf Englisch ansprechen und bekommst deinen Kram unfallfrei geregelt.
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Dänemark lassen wir heute schnell hinter uns, und auch Ladestaus sind hier im Süden von Skandinavien kein Thema mehr. Auf der Fähre über den Fehmarnbelt sitzen wir bei wunderbarem Sonnenschein an Deck und lassen uns den Wind um die Nase wehen.
Am Aufzug der Fähre findet sich noch eine Erinnerung an die Zeit, als in Puttgarden und Rødby ganze Bahnwaggons in den Bauch der Fähre rollten. Diese Ära ist leider vorbei, und mit dem Bau des Fehmarnbelttunnels wird es nicht mehr sehr lange dauern, bis die Zeit der Fähren ganz endet und man die Querung statt in 45 Minuten mit der Fähre in 10 Minuten mit Autobahn- und Eisenbahntempo absolvieren kann.
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3 Tage unterwegs, das heißt, auf der mittleren Etappe hat man keinen Kontakt mehr zum Ferienort, und zuhause ist immer noch komplett außer Reichweite. Ich starte noch vorm Frühstück mit einem kurzen Spaziergang hinunter an den Fjord, aber das verhangene Wetter und Unmengen von Entendreck lassen keine vernünftige Fotolaune aufkommen.
Abends machen wir noch einmal Halt an der Öresundbrücke, bevor wir schließlich zum Abschluss der Etappe rüber nach Kopenhagen fahren. Ein modernes und tadellos ausgestattetes Hotel grüßt steril und mit hunderten Zimmern in einem neu erschlossenen Hafengebiet, wo wir über Nacht im Freien parken müssen. Zum Glück erwartet uns am nächsten Tag blendendes Wetter auf einer fast schon Minikreuzfahrt.
Die Reise endet an Tag 11: Wieder zuhause mit Hochseebokeh und einem Relikt aus der Zeit der Eisenbahn.
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Pünktlich nach dem Frühstück starten wir in Richtung Oslo. Obwohl wir mit 100% Akku starten, haben wir den ersten Ladestop bereits für Dombås eingeplant, weil wir dann in einem Rutsch bis Oslo durchfahren können. Die Kirche in Dombås ist wegen Bauarbeiten leider in Folie eingewickelt, aber da man sie durch die weiße Verhüllung auf der Anfahrt auf der E136 bereits von weitem sehen kann, lege ich einen kleinen Spaziergang auf ihre Rückseite ein. Von hier kann man tatsächlich in das wirklich gewaltige Tal blicken, durch das die E136 in Richtung Åndalsnes verläuft.
Der Mjøsa, an dem wir kurz zum Fotografieren halt machen, ist der größte See Norwegens, in der Größe vergleichbar mit dem Bodensee und den großen oberitalienischen Seen. An seinem Ufer in Brumunddal steht der Mjøstårnet, das höchste Holzhaus der Welt.
Zeitplan und Energie lassen nur einen ganz kurzen Abstecher in die Innenstadt von Oslo zu, wo wir rund um die Prachtstraße Karl-Johans-Gate sowohl Blicke auf das königliche Schloss und die Universität erhaschen können, als auch auf das Rathaus, in dem jedes Jahr der Friedensnobelpreis überreicht wird. Unser Hotel liegt etwas außerhalb auf der Halbinsel Fornebu, wo sich bis in die 1990er Jahre noch der Flughafen von Oslo befand. Wir haben ein tolles Zimmer mit Blick quer über den Oslofjord.
Weiter geht es an Tag 10: In der Zwischenwelt mit Gedanken über das Abfahren und Ankommen und einer Nacht im Hafengebiet.
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Unsere Zeit in Norwegen geht fast schon wieder zu Ende. Geplant war noch ein klitzekleiner Ausflug, um Trondheim zum nördlichen Punkt der Reise zu küren, aber 300 km allein für die Hinfahrt werden selbst bei besten Verhältnissen im Norwegischen Verkehr zu mindestens 4 Stunden Fahrt. Wir geben uns also mit dem 30 km näher am Äquator gelegenen Kristiansund als nördlichstem Punkt unserer Reise zufrieden und legen vor der Abreise einen Ruhetag ein.
Ein paar klitzekleine Punkte für die unmittelbare Umgebung von Åndalsnes habe ich aber doch noch auf dem Zettel und mache mich auf zur mittelalterlichen Kirche in Rødven. Unterwegs fesselt mich die heute in den Wolken verschwindende Seilbahn und ich bleibe auf der gegenüber liegenden Seite des Fjords stehen, um das Schauspiel zu beobachten.
Das Kirchlein in Rødven vermag vermutlich vor allem beinharte Anhänger nordischer Sakralarchitektur zu begeistern, und so bleibe ich hier am etwas unstimmigen Eindruck der beiden als touristische Ziele in Gebrauch befindlichen Friedhöfe hängen, auf denen es noch dazu vor diskreter Videoüberwachung nur so kracht.
Die Kamera ist zwischenzeitlich vom Nieselregen klatschnass. Ich mache mich auf den Rückweg und nehme ein paar letzte Impressionen der Gegend mit.
Weiter geht es an Tag 9: Ab in den Süden – noch ganz ohne Ladestau, mit einem Wolkenkratzer aus Holz und einem ultrakurzen Städtetrip.
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Einer von uns verlässt uns bereits heute in Richtung Frankfurt, um seinen eigenen Urlaub anzutreten. Das bedeutet, mörderisch früh aufstehen und losfahren, um eine der ersten Fähren des Tages zu erwischen. Um 5 Uhr stehen mit uns genau 2 Autos in der Warteschlange vor der Fähre. Alle Wartenden kommen aus Deutschland, und die Insassen des kleinen Skoda aus Berlin sind später auf dem selben Flug nach Oslo unterwegs.
Es ist Samstag und in Molde starten heute ganze zwei Linienflüge. Ich erklimme einen kleinen Abhang, der eindeutig aussieht wie die beliebteste Position der örtlichen Planespotterszene. Die Stille über dem Fjord endet um Punkt 7 Uhr abrupt, die Boeing 737 von Norwegian Air Shuttle lässt ihre Triebwerke an, rollt bis zum Ende der im Wasser liegenden Start- und Landebahn, wendet, und ist nach wenigen Augenblicken in der Luft. Noch bevor ich zurück auf der nur 20 Kilometer entfernten Fähre bin, ist sie bereits 400 Kilometer südöstlich im Landeanflug auf Oslo.
Jetzt erstmal Frühstück. Bei einem kleinen Spaziergang durch Åndalsnes beschließen wir, aufgrund des herrlichen Wetters unsere für morgen geplante Fahrt mit der Romsdalsgondolen auf heute vorzuziehen.
Von der erst 2021 in Åndalsnes erbauten Seilbahn werden auf einer Länge von 1676 Metern 692 Höhenmeter überwunden. Es soll sich um die längste Seilbahn Norwegens handeln. An der Bergstation finden Reisende nicht nur eine der besten Aussichten vor, sondern auch den Verkaufsschlager des Restaurants „Eggen“, die besten Zimtschnecken der Welt, die dort in ungeahnten Massen direkt vor Ort hergestellt werden.
In Entdeckerlaune fahren wir bei diesem Wetter später noch hinaus zur Trollwand, die heute nicht in den Wolken liegt, sondern sich von ihrer besten Seite zeigt. Neben der E136 erhebt sich die Felswand 1700 Meter in die Höhe. Das sieht imposant aus, und doch sollte man dazu wissen, dass die Steilwand allein schon 2 Kilometer vom Rastplatz an der Straße entfernt ist.
Hier finde ich zum ersten und einzigen mal auf dieser Reise die Muße, um ein Panorama vom Stativ zu fotografieren.
Weiter geht es an Tag 8: In Ruhe um den Fjord mit einer Seilbahn in den Wolken und einem Friedhof, der jedem offen steht.
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Schon wieder so ein schöner Tag, und der nächste Punkt auf unserer Bucket-List ist fällig. Heute steht ein Ausflug nach Ålesund auf dem Programm. Ålesund ist eine richtig moderne Metropole am Nordmeer. 1904 wurden nach einem Großbrand 10000 Bürger obdachlos und die Stadt wurde mit Hilfe aus dem deutschen Kaiserreich im zeitgenössischen Stil wiederaufgebaut. Seit den 1970er Jahren versteht (und vermarktet) Ålesund sich deshalb als „Jugendstilstadt“. Wir steuern zunächst den 180 Meter hohen Aussichtspunkt über der Stadt an, wo das einem Observatorium nicht unähnliche Gasthaus leider nur eher provisorisch bewirtschaftet wird.
In der Apothekergasse stärken wir uns, ganz typisch für die norwegische Küche, im Real American Steakhouse mit einem veganen Falafel-Burger und reisen dann weiter bis ans Ende der Welt.
Im Meer vor Ålesund liegen 4 Inseln, die mit den vielleicht aufwändigsten Verkehrswegen verbunden sind, die ich je in einer so abgelegenen Gegend gesehen habe. An einer Stelle unterquert ein Tunnel die Atlantikküste in 150 Metern Tiefe, in die es genauso atemberaubend steil hinunter- wie hinaufgeht. Auf der Insel am äußersten Ende des Systems, Alnes, führt im Gegensatz dazu durch einen Berg ein Tunnel, der so eng ist, dass entgegenkommenden Autos über Haltebuchten ausgewichen werden muss. (Hier sieht man, wie das Google-Auto vorbeigelassen wird.)
Die Reise führt zum Leuchtturm von Alnes, direkt an der Atlantikküste. Natürlich gibt es hier draußen ein modernes Cafe mit quasi-unterirdischer Verbindung zum Leuchtturmplateau.
Zurück geht es bemerkenswerte 130 km ganz ohne Fähre.
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