Nach eingehendestem Studium des Nordland-Blog haben wir uns den dänischen BroBizz als Transponder besorgt. Dem Bizz ist unser „BroPass“-Abo für die Öresundbrücke zugeordnet, so dass wir dort über BroBizz bezahlen können sollten. Außerdem ist unser Auto als Elektroauto registriert worden (eine ganz schnelle 4 Wochen dauernde Interaktion mit dem BroBizz-Support!), so dass wir bei unseren beiden Besuchen in Oslo hoffentlich die reduzierte City-Maut bekommen. Der BroBizz sollte außerdem für mautpflichtige Straßenabschnitte in Norwegen sowie die Brücke an der Grenze zwischen Schweden und Norwegen gut sein.
Wie Fähren in Norwegen bezahlt werden? Keine Ahnung, der Kopf brummt nach dem Abarbeiten der Maut auch so schon genug. Wir wünschen uns einfach viel Glück. 😛
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Auf geht’s in den Sonnenaufgang. Seit April haben wir unsere Reise geplant, Pläne gemacht, Pläne umgeworfen, waren am Rand der Verzweiflung, haben neu angefangen, und jetzt soll alles für uns aufgehen. 9 Tage Norwegen und 2 Tage Schweden und Dänemark liegen vor uns. Wir verlassen einen fast 40 Grad heißen Sommer in Richtung Norden.
Am Ende dieser Etappe stehen wir in Malmö, am Aussichtspunkt an der Öresundbrücke. An diesem beliebten Treffpunkt ist im Juli Pullover-Wetter. Wer (so wie wir) im T-Shirt aufkreuzt, muss leider frösteln.
Weiter geht es an Tag 2: Keep Trucking – Mit konstant kritischem Wetter und den ersten Ladestaus an der schwedischen Skandinavienrennstrecke!
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Nach der Nacht in Malmö zieht sich die E6 durch Schweden schier unendlich. Als Vertragskunden bei Ionity treffen wir auf dieser wichtigen Verkehrsachse leider immer wieder auf die berüchtigten und aus Deutschland unbekannten Ladestaus. Trifft Reiseverkehr auf unzuverlässige Ladehardware, kommt so ein Stau schnell zusammen. In Strömstad stehen 6 Autos in 2 Reihen vor nur 4 funktionierenden und 2 ausgefallenen Ladern.
Irgendwann ist der Svinesund mit der Grenze nach Norwegen erreicht und bald grüßen die ersten norwegischen Wegweiser mit Verheißungen auf den Norden.
Weiter geht es an Tag 3: Endspurt zum Ziel – Mit noch mehr Regen und in den Wolken versteckten Gipfeln.
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Langsam aber sicher arbeiten wir uns von Oslo über schlanke 350 km auf der E6 bis zum Kreisel in Dombås vor. Diverse Fahrer- und Beifahrerwechsel führen dazu, dass die Kinder irgendwann vorne und die Alten hinten sitzen. Sie werden so schnell erwachsen!
100 km vorm Ziel dann wieder ein prächtiger Ladestau, für den es am wichtigen Knotenpunkt Dombås auch ganz ohne ausgefallene Lader reicht. Zum Glück springen viele mit uns wartende andere Autofahrer schnell ab und fahren rüber zum offenen Tesla-Supercharger. Nach nur wenigen Minuten bin bereits ich derjenige, der als erster an der Reihe einen auf wichtig machen und die anderen ankommenden Autofahrer „koordinieren“ darf. 👉✋☝️✌️👍
War das Wetter vorher noch freundlich oder zumindest trocken, kommen wir in Åndalsnes bei wirklich strömendem Regenwetter an. Die Gipfel der Trollwand stecken in dicken Wolken, und auch den Passagieren der am Kai liegenden Enchanted Princess fehlt die Lust zum Landgang.
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Die Vermieter unserer Ferienwohnung haben angeboten, fürs Laden was mit Schuko zu improvisieren, aber wie es sich ergibt, findet sich direkt hinterm Haus ein 50kW-Lader, der nicht allzu populär ist, da es die meisten Autofahrer an die HPC-Schnelllader vor den Toren der Stadt zieht. Hier schließe ich die folgenden Tage vor dem Frühstück an und eine Stunde später sind wir bereit für den jeweiligen Tagesausflug.
Jetzt wo der Regen aufgehört hat, können wir einen ersten Blick auf die Umgebung mit dem Bergsteigermuseum und der erst 2021 erbauten Seilbahn werfen.
Heute morgen liegt schon wieder das nächste Schiff am Kai, und eine Bekannte eines Schulkollegen eines der Kinder, und von der aber die Arbeitskollegin, ist an Bord der Aida Bella. Ihr fällt das rote Auto aus der Heimat auf, das am Hafen lädt, und es wird uns ein Screenshot aus ihrem Snapchat-Feed zugespielt. Der ist wirklich weit gereist. 1816 km sind es von zuhause bis hier.
Während es in Åndalsnes fast so aussieht, als wolle die Sonne rauskommen, wird das Wetter auf der wenige Minuten langen Fahrt zur legendären Trollstigen wieder launischer. Schon am ersten Fotostop am Fuß des Anstiegs fühlen wir uns wie mitten in den Wolken. Nässe von allen Seiten, ungezügelte Menschenmassen, routiniert mit Schlips einen auf dicke Hose machende Busfahrer, gereizte deutsche Wohnmobilisten.
Im April war die Trollstigen noch von einer Lawine schwer beschädigt worden. Das Besucherzentrum oben auf dem Plateau ist nach wie vor geschlossen und mit Holzplatten provisorisch gesichert.
Die 11 Haarnadelkurven überwinden 400 Höhenmeter und sind genauso spektakulär zu fahren, wie sie aussehen. Es erinnert fast ein wenig an diesen einen Staudamm in Italien, den die Steinböcke entgegen der Schwerkraft hochklettern. Das selbe passiert hier mit voll besetzten Reisebussen!
Der Versuch, unten am Fuß des Wasserfalls ein Panorama mit meinem neuen Panoramakopf aufzunehmen, ist aufgrund der unbefriedigenden Gesamtsituation leider grandios gescheitert, aber hier oben auf der Anhöhe kann ich zumindest geistesgegenwärtig meine GoPro in die Luft halten.
Die Dimensionen der Landschaft hier oben muss man mit eigenen Augen gesehen haben, das kann kaum ein Foto transportieren. Auf dem Weg kommen wir durch Valldal, die Erdbeerhauptstadt des Nordens, wo erst jetzt Saison ist.
Geiranger, vielleicht einer der spektakulärsten Orte der Welt, ist komplett auf Massentourismus eingestellt. Die riesigen Kreuzfahrtschiffe gehören hier schon sehr lange zur Aussicht dazu.
Landgänger können hier geführte Touren mit knuffigen Renault Twizys unternehmen, aber wir sind ja nicht per Schiff angereist, sondern haben unser eigenes knuffiges Elektromobil dabei. So wie wir auch gekommen sind, geht es mit der Fähre über den Storfjord und die Trollstigen zurück nach Åndalsnes.
Weiter geht es an Tag 5: An den Atlantik mit einem Ausflug zur Atlantikstraße und nach Kristiansund.
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Tag 5 grüßt mit Sonnenschein, also packe ich meine Ausrüstung und breche bereits vor dem Frühstück noch einmal zu einer fast menschenleeren Trollstigen auf.
Nach dem Frühstück machen wir uns auf den Weg zur Atlantikstraße. Unterwegs schauen wir uns schon einmal den Flughafen in Molde an, von dem aus einer von uns zwei Tage später nach Deutschland zurückfliegen wird. Keine 100 Schritte vom Parkplatz zum Terminal, 7 Check-In-Schalter, 2 Drehkreuze, 2 Sicherheitskontrollen. Übersichtlich, kein Grund zur Nervosität.
Die Fähren auf dem Langfjord sind Baujahr 2019, aus türkischer Produktion. Es handelt sich grundsätzlich um batteriebetriebene Fähren, aber aufgrund des vorhandenen Dieselaggregats zur Notstromversorgung (im Auto würde man sagen, als Range Extender) ist die Rede von „dieselelektrischen Hybridfähren“. An den Anlegern in Solsnes und Åfarnes fehlt die Ladeinfrastruktur für das am Bug zu sehende Ladesystem, aber es sind umfangreiche Bauarbeiten im Gang. Zwei enorm dicke Verlängerungskabel, die provisorisch quer über Bord zu einer Stelle an der Längsseite gezogen sind, legen nahe, dass derzeit vor allem nachts geladen wird.
Auf einem der komplett überfüllten Parkplätze an der Atlantikstraße komme ich mit einem deutschen Motorradfahrer ins Gespräch. Sein Urteil: „Ist ja eher unspektakulär zu fahren, aber sieht toll aus hier.“ – Er ist deshalb schon zum zweiten mal hier und es stimmt: Beim Fahren bekommt man von der umwerfenden Landschaft kaum etwas mit. Die eigentliche Strecke ist auch nur ca. 3 Kilometer lang.
Wir beschließen den Ausflug mit einem Essen in Kristiansund. Am Ende der Welt am Atlantik gelegen, hat die Stadt gerade mal 25000 Einwohner, aber in den Straßen brummt es nur so vor Autos und Menschen. Man würde hier einen malerischen kleinen Hafen erwarten, aber gefühlt liegen an jedem Stück des dem Meer abgewandten Ufers überall Schiffe. Dies ist der entfernteste Punkt unserer Reise. Mit dem Auto wären es von hier aus fast genau 2000 Kilometer bis daheim.
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Schon wieder so ein schöner Tag, und der nächste Punkt auf unserer Bucket-List ist fällig. Heute steht ein Ausflug nach Ålesund auf dem Programm. Ålesund ist eine richtig moderne Metropole am Nordmeer. 1904 wurden nach einem Großbrand 10000 Bürger obdachlos und die Stadt wurde mit Hilfe aus dem deutschen Kaiserreich im zeitgenössischen Stil wiederaufgebaut. Seit den 1970er Jahren versteht (und vermarktet) Ålesund sich deshalb als „Jugendstilstadt“. Wir steuern zunächst den 180 Meter hohen Aussichtspunkt über der Stadt an, wo das einem Observatorium nicht unähnliche Gasthaus leider nur eher provisorisch bewirtschaftet wird.
In der Apothekergasse stärken wir uns, ganz typisch für die norwegische Küche, im Real American Steakhouse mit einem veganen Falafel-Burger und reisen dann weiter bis ans Ende der Welt.
Im Meer vor Ålesund liegen 4 Inseln, die mit den vielleicht aufwändigsten Verkehrswegen verbunden sind, die ich je in einer so abgelegenen Gegend gesehen habe. An einer Stelle unterquert ein Tunnel die Atlantikküste in 150 Metern Tiefe, in die es genauso atemberaubend steil hinunter- wie hinaufgeht. Auf der Insel am äußersten Ende des Systems, Alnes, führt im Gegensatz dazu durch einen Berg ein Tunnel, der so eng ist, dass entgegenkommenden Autos über Haltebuchten ausgewichen werden muss. (Hier sieht man, wie das Google-Auto vorbeigelassen wird.)
Die Reise führt zum Leuchtturm von Alnes, direkt an der Atlantikküste. Natürlich gibt es hier draußen ein modernes Cafe mit quasi-unterirdischer Verbindung zum Leuchtturmplateau.
Zurück geht es bemerkenswerte 130 km ganz ohne Fähre.
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Einer von uns verlässt uns bereits heute in Richtung Frankfurt, um seinen eigenen Urlaub anzutreten. Das bedeutet, mörderisch früh aufstehen und losfahren, um eine der ersten Fähren des Tages zu erwischen. Um 5 Uhr stehen mit uns genau 2 Autos in der Warteschlange vor der Fähre. Alle Wartenden kommen aus Deutschland, und die Insassen des kleinen Skoda aus Berlin sind später auf dem selben Flug nach Oslo unterwegs.
Es ist Samstag und in Molde starten heute ganze zwei Linienflüge. Ich erklimme einen kleinen Abhang, der eindeutig aussieht wie die beliebteste Position der örtlichen Planespotterszene. Die Stille über dem Fjord endet um Punkt 7 Uhr abrupt, die Boeing 737 von Norwegian Air Shuttle lässt ihre Triebwerke an, rollt bis zum Ende der im Wasser liegenden Start- und Landebahn, wendet, und ist nach wenigen Augenblicken in der Luft. Noch bevor ich zurück auf der nur 20 Kilometer entfernten Fähre bin, ist sie bereits 400 Kilometer südöstlich im Landeanflug auf Oslo.
Jetzt erstmal Frühstück. Bei einem kleinen Spaziergang durch Åndalsnes beschließen wir, aufgrund des herrlichen Wetters unsere für morgen geplante Fahrt mit der Romsdalsgondolen auf heute vorzuziehen.
Von der erst 2021 in Åndalsnes erbauten Seilbahn werden auf einer Länge von 1676 Metern 692 Höhenmeter überwunden. Es soll sich um die längste Seilbahn Norwegens handeln. An der Bergstation finden Reisende nicht nur eine der besten Aussichten vor, sondern auch den Verkaufsschlager des Restaurants „Eggen“, die besten Zimtschnecken der Welt, die dort in ungeahnten Massen direkt vor Ort hergestellt werden.
In Entdeckerlaune fahren wir bei diesem Wetter später noch hinaus zur Trollwand, die heute nicht in den Wolken liegt, sondern sich von ihrer besten Seite zeigt. Neben der E136 erhebt sich die Felswand 1700 Meter in die Höhe. Das sieht imposant aus, und doch sollte man dazu wissen, dass die Steilwand allein schon 2 Kilometer vom Rastplatz an der Straße entfernt ist.
Hier finde ich zum ersten und einzigen mal auf dieser Reise die Muße, um ein Panorama vom Stativ zu fotografieren.
Weiter geht es an Tag 8: In Ruhe um den Fjord mit einer Seilbahn in den Wolken und einem Friedhof, der jedem offen steht.
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Unsere Zeit in Norwegen geht fast schon wieder zu Ende. Geplant war noch ein klitzekleiner Ausflug, um Trondheim zum nördlichen Punkt der Reise zu küren, aber 300 km allein für die Hinfahrt werden selbst bei besten Verhältnissen im Norwegischen Verkehr zu mindestens 4 Stunden Fahrt. Wir geben uns also mit dem 30 km näher am Äquator gelegenen Kristiansund als nördlichstem Punkt unserer Reise zufrieden und legen vor der Abreise einen Ruhetag ein.
Ein paar klitzekleine Punkte für die unmittelbare Umgebung von Åndalsnes habe ich aber doch noch auf dem Zettel und mache mich auf zur mittelalterlichen Kirche in Rødven. Unterwegs fesselt mich die heute in den Wolken verschwindende Seilbahn und ich bleibe auf der gegenüber liegenden Seite des Fjords stehen, um das Schauspiel zu beobachten.
Das Kirchlein in Rødven vermag vermutlich vor allem beinharte Anhänger nordischer Sakralarchitektur zu begeistern, und so bleibe ich hier am etwas unstimmigen Eindruck der beiden als touristische Ziele in Gebrauch befindlichen Friedhöfe hängen, auf denen es noch dazu vor diskreter Videoüberwachung nur so kracht.
Die Kamera ist zwischenzeitlich vom Nieselregen klatschnass. Ich mache mich auf den Rückweg und nehme ein paar letzte Impressionen der Gegend mit.
Weiter geht es an Tag 9: Ab in den Süden – noch ganz ohne Ladestau, mit einem Wolkenkratzer aus Holz und einem ultrakurzen Städtetrip.
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Pünktlich nach dem Frühstück starten wir in Richtung Oslo. Obwohl wir mit 100% Akku starten, haben wir den ersten Ladestop bereits für Dombås eingeplant, weil wir dann in einem Rutsch bis Oslo durchfahren können. Die Kirche in Dombås ist wegen Bauarbeiten leider in Folie eingewickelt, aber da man sie durch die weiße Verhüllung auf der Anfahrt auf der E136 bereits von weitem sehen kann, lege ich einen kleinen Spaziergang auf ihre Rückseite ein. Von hier kann man tatsächlich in das wirklich gewaltige Tal blicken, durch das die E136 in Richtung Åndalsnes verläuft.
Der Mjøsa, an dem wir kurz zum Fotografieren halt machen, ist der größte See Norwegens, in der Größe vergleichbar mit dem Bodensee und den großen oberitalienischen Seen. An seinem Ufer in Brumunddal steht der Mjøstårnet, das höchste Holzhaus der Welt.
Zeitplan und Energie lassen nur einen ganz kurzen Abstecher in die Innenstadt von Oslo zu, wo wir rund um die Prachtstraße Karl-Johans-Gate sowohl Blicke auf das königliche Schloss und die Universität erhaschen können, als auch auf das Rathaus, in dem jedes Jahr der Friedensnobelpreis überreicht wird. Unser Hotel liegt etwas außerhalb auf der Halbinsel Fornebu, wo sich bis in die 1990er Jahre noch der Flughafen von Oslo befand. Wir haben ein tolles Zimmer mit Blick quer über den Oslofjord.
Weiter geht es an Tag 10: In der Zwischenwelt mit Gedanken über das Abfahren und Ankommen und einer Nacht im Hafengebiet.
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